Die Vereinshistorie: die Jahre 1850 bis 1899

1850

bis Mitte der 50er Jahre bestritt ein Buchbindermeister in der Regel mit einer begrenzten Zahl von Gesellen und Lehrlingen seine Exis­tenz mit Arbeit auf Bestellung, obgleich Berlin bereits über ein Verlags- und Buch-Handelswesen verfügte.

 

1854

Der Vorstand des Vereins bestand aus: Vorsitz Fromberger, Vertre­ter Mourgues, Schatzmeister Engel, Schrift-führer Demuth, Beisitzer Krämer, Fack, Uhlig, Slaby und Zehrmann. Obermeister Heufelder erklärte auf der Vereinsversammlung, dass der Kaufmann und Fab­rikant über dem Handwerker steht, solange der Handwerker es zu­lässt.

 

1856

Entstand die erste erhaltene Fassung des Vereinsstatutes. August Eschebach beantragt, die Lehrlinge im Gold- schnitt und Vergolden anzulernen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Herr Eschebach war der Erfinder des Vergoldepulvers.

 

Der Verein regt an, einen neuen Leitfaden für Meisterprüfungen zu erarbeiten, um die Jungmeister vor Scha- den zu bewahren. Das Lehr­lingswesen entwickelte sich zusehends zu einer brennenden Frage, weshalb erneut Ausbildungsverträge gefordert wurden.

 

1862

Der Verein gründet eine Kranken-Unterstützungs-Kasse, „KUK“ genannt. Das war für die damalige Zeit bei- spielhaft.

 

1863

Hatte der Vorstand von der Generalversammlung den Auftrag er­halten, gegen die Gepflogenheit des Magist- rats, Buchbindearbeiten an Strafanstalten zu vergeben, bei der Regierung einzuwirken.

 

1866

Wurde zur nächtlicher Stunde eine Vorstandssitzung einberufen um zu beschließen, die zur Armee ein- berufenen Vereinsmitglieder bzw. deren Familien zu unterstützen.

 

1868

Eine der Folgen der neuerlichen Gewerbefreiheit war der Wegfall aller Meisterprüfungen, die Gesellen-prüfungen blieben bestehen. Frauen war der Zugang zur handwerklichen Berufsausbildung ver­sperrt. Nur Meisterwitwen war es gestattet, die Werkstatt des Man­nes kurzzeitig fortzuführen.

 

Die Mitgliedschaft in einem Verein war ihnen per Gesetz ausdrücklich untersagt. Mitgliederanzahl zu der Zeit 84.

 

1873

Prinz Heinrich, der Bruder von Kronprinz Wilhelm wurde von Georg Collin in die Buchbindekunst eingeführt. Im preußischen Königshaus war es Sitte, dass jeder Prinz ein Handwerk erlernen musste.

 

1880

Ein wichtiger Zweck des Vereins galt und gilt der Geselligkeit, d.h. bürgerliche Vereins- und Freizeitkultur. Fußpartien und Herren­abende wurden von Eisbeinessen ergänzt. Diese waren ausschließ­lich den Herren vorbehalten.

 

1886

 

Georg Collin übernahm die Werkstatt des Vaters. Er setzte sich aktiv für die Ausbildung von Buchbinderinnen ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verhalf er Maria Lühr, der ersten deutschen Buchbin­dermeisterin, in seiner Werkstatt zu einer Ausbildung.

 

1890

Erstmals erscheint in den Unterlagen die Bezeichnung Kleisterver­ein.

 

1897

Wie im Reichsgesetz vorgesehen, fand der unter gesetzlichen Schutz gestellte Meistertitel Anerkennung. Wer nach dem 1. Oktober 1901 als Handwerker selbstständig werden und Lehrlinge ausbilden wollte, hatte wie in alten Zeiten die Meisterprüfung zu absolvieren.

 

Alexander Demuth feiert sein 50-jähriges Meisterjubiläum und gleichzeitig 50-jährige Mitgliedschaft. Er erhielt vom Verein als Ehrengabe einen Fotographieständer in Denkmalsform. Unser Prunkstück, den Obelisken. Dieses Meisterwerk befindet sich neben anderen Unikaten wie Akten und Dokumenten in unserem Archiv.